Episode 1.4: Eine beschossene Skulptur – Vandalismus gegen Kunst im öffentlichen Raum

Eine beschossene Skulptur – Vandalismus gegen Kunst im öffentlichen Raum Neu:gierig im Museum

Worum geht’s?

Habt ihr euch schon mal so über ein Kunstwerk aufgeregt, dass ihr es am liebsten vom Sockel gesprengt oder darauf geschossen hättet? Solche Angriffe kommen tatsächlich vor. Wo, wann und warum, darüber unterhält sich Marlene mit Linus Rapp, wissenschaftlicher Volontär im Neuen Museum Nürnberg. Linus berichtet von den Chancen und Problemen der Kunst im öffentlichen Raum. In dieser Folge unseres Podcasts fallen große Namen wie Michelangelo und Edouard Manet. Vor allem aber dreht sich das Gespräch um die „Große Wand“ von Erich Hauser.

Erich Hauser, „22-70/71“ („Große Wand“), 1970/71, Edelstahl, 303x143x666 cm,
kurz nach der Aufstellung am Rathenauplatz in Nürnberg
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021; Courtesy Kunststiftung Erich Hauser; Foto: Hans-Jörg Zierold
Die Skulptur „22-70/71“ von Erich Hauser in der Ausstellung „Art Attacks!“ im Neuen Museum Nürnberg
Foto: Anika Maaß

Was steckt hinter dem Streit um die „Große Wand“?

Für jeden sicht- und angreifbar wurde die Skulptur „22-70/71“ von Erich Hauser, auch „Große Wand“ genannt, 1971 in Nürnberg am Rathenauplatz aufgestellt. Zeitgleich fand ein Bildhauertreffen statt, das „Symposion Urbanum“, übersetzbar etwa als „Streitgespräch über das Wesen der Stadt“. Anlässlich des 500. Geburtstages von Albrecht Dürer, dem berühmtesten Sohn der Stadt, brachten einige progressive Kunstfreund:innen moderne Künstler (keine Künstlerinnen) und ihre Werke in die Stadt. Sehr zum Unmut der Mitbürger:innen! Bei wüsten Beschimpfungen blieb es nicht: Die „Große Wand“ trägt seitdem knapp ein Dutzend Einschusslöcher – dabei hatte die Skulptur gar nichts mit dem „Symposion Urbanum“ zu tun. Linus erzählt von Vandalismus und Angriffen auf Kunst und Künstler.

Linus Rapp vor der „Großen Wand“ von Erich Hauser
Foto: Anika Maaß

Wo kann man sich die „Große Wand“ anschauen?

Die „Große Wand“ von Erich Hauser steht imposant im Foyer des Neuen Museums Nürnberg. Dort erwartet euch auch die Sonderausstellung Art Attacks! 50 Jahre Kunst im öffentlichen Raum Nürnberg (9. Juli bis 7. November 2021). Nach der Ausstellung soll die „Große Wand“ wieder in den Stadtraum finden.

Wo kann man noch mehr darüber erfahren?

Zum Symposion Urbanum gibt es eine Website. Geplant sind außerdem ein Kurzführer, Stadtpläne und eine Publikation.

Fachliteratur zu Angriffen auf Kunst:

  • Dario Gamboni, Zerstörte Kunst. Bildersturm und Vandalismus im 20. Jahrhundert, Köln 1998.
  • Walter Grasskamp (Hg), Unerwünschte Monumente. Moderne Kunst im Stadtraum, München 2000.

Einen kleinen Überblick zu Skulpturen in Nürnberg bietet Thomas Emden-Weinert auf seiner Homepage Welt der Form.

2 Kommentare zu „Episode 1.4: Eine beschossene Skulptur – Vandalismus gegen Kunst im öffentlichen Raum

  1. Ich bin 1962 in Erlangen geboren. Ich war häufig in Nürnberg Anfang der 70ger Jahre und fand diese neue Kunst sehr schön. Tatsächlich hat mich der „Finger“ am Marienberg und der große schwarze Stein am Hauptmarkt sehr interessiert. Tatsächlich!

    Like

    1. Liebe Frau Brehm,

      Schön, dass Sie die Werke des Bildhauertreffens in guter Erinnerung halten! Sie bestätigen unsere Beobachtung, dass damals die jüngere Generation sehr positiv auf die neuen Kunstwerke reagiert hat. Wenn Sie mehr über den legendären „Finger“ und dessen traurige Zerstörung erfahren möchten, schauen Sie doch mal bei der Ausstellung „Art Attacks! 50 Jahre Kunst im öffentlichen Raum Nürnberg“ im Neuen Museum vorbei.

      Beste Grüße,
      Linus Rapp / Ilka Mestemacher & Marius Wittke

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten